Der Mann hinter Clive: Ben Starr spricht über FINAL FANTASY XVI

Der Schauspieler, der Clive Rosfield zu Leben erweckt, spricht über seine Herangehensweise an die Figur, seine Liebe zu FINAL FANTASY und die Zeile, die ihn für immer verfolgen wird.
Von Duncan Heaney

Mittlerweile ist euch Clive Rosfield, der Protagonist von FINAL FANTASY XVI, sicherlich ein Begriff. Aber wie steht es um den Mann hinter der Stimme?

Der Schauspieler Ben Starr haucht Clive Leben ein, mit einer kraftvollen, facettenreichen Interpretation, die alle Elemente einfängt, die diesen Helden zu so einer denkwürdigen und markanten Hauptfigur machen.

Wir saßen vor einer Weile mit Ben zusammen, um über diese Rolle zu sprechen und wie er in sie hineingefunden hat - und warum es ihm so viel bedeutet, Teil von FINAL FANTASY zu sein.

Hallo Ben. Du hast also die Rolle des Clive Rosfield bekommen. Was war das für ein Gefühl?

Meine Gefühle übermannten mich total. Ich glaube, ich fühlte mich entsetzt, erstaunt, ungläubig...

Ich wusste nicht mal, dass ein FINAL FANTASY XVI in der Mache ist, als sie mir die Rolle gaben, weil alles so geheim und unter NDA war. Als ich es herausfand, schrie ich in mein Kissen. (lacht)

Ich konnte so lange niemandem etwas davon erzählen, die Aufregung brodelte richtiggehend in mir! Jahrelang erzählte ich den Leuten: "Ich muss gerade noch mein Spiel aufnehmen", wo es doch tatsächlich das Spiel meiner Träume war, von der Marke, die ich seit meiner Kindheit liebe.


Das Schreien ins Kissen war zumindest eine gute Übung für einige der Szenen, oder?

Ja, genau so klingt es auch, wenn ich weinen muss. (lacht)

Es war eine richtiggehende Reise, und das alles fühlt sich immer noch nicht real an. Und ich konnte es kaum erwarten, bis es draußen ist und die Leute es spielen können, damit diese Erfahrung nicht mehr nur meine ist, sondern zu ihrer wird.

Ich selbst, auch wenn ich natürlich eine Menge Szenen zu Gesicht bekommen habe, konnte es auch kaum erwarten, nach Hause zu kommen, es mit 3D-Kopfhörern auf meiner PS5 zu spielen und zum ersten Mal richtig zu erleben.

Clive Rosfield

Ist das finale Spiel so, wie du dir es während der Entstehung vorgestellt hast?

Nein, nichts hätte mich darauf vorbereiten können, wie es letztendlich aussah!

Bei der Arbeit bekam ich manchmal eine Szene überhaupt nicht zu sehen, aber das Team war wirklich gut darin, mir zu erklären, was sich in dieser Szene befindet. Einer meiner Lieblinge ist beispielsweise das Geplänkel zwischen den Charakteren, während sie irgendwohin gehen, und ich sage: "Wow, sieh dir diesen Hügel an!"

Ich hatte keine Ahnung, wie dieser Hügel aussieht, aber man muss sich die Höhe und das Ausmaß irgendwie vorstellen, und das Team war wirklich gut darin, mich bei dem Versuch, das zu tun, zu unterstützen.

Und im Verlauf der Aufnahmen konnte ich dann immer mehr und mehr sehen und einen Eindruck davon bekommen, wie Sanbreque aussieht, wie die Dhalmekische Republik aussieht... all diese unterschiedlichen Orte.


Wie hast du Clives charakteristische Stimme gefunden?

Er ist im Endeffekt ich, aber mit 13 Jahren Trauma. Es war wirklich was Instinktives, aber es war auch etwas, das sich über einen langen Zeitraum aufbaute. Bei bestimmten Elementen realisierten wir langsam: "Oh, so mache ich das oft mit Clive".

Dieser fragende Tonfall beispielsweise - Clive stellt keine Fragen, er verlangt Antworten. Wir hatte gar nicht realisiert, dass wir das schon ein paar Jahre so gemacht hatten.

Die Stimme hat sich also im Lauf der Zeit entwickelt. Wenn man die Aufnahmen vom Beginn mit den heutigen vergleicht, dann würden die Leute womöglich keinen Unterschied feststellen. Aber ich kann ihn feststellen.

Aber Clive ist unglaublich echt und roh, und ich liebe das, weil es da diesen echt dynamischen Stimmumfang gibt. Obwohl sich also Clive stimmlich an einer gewissen Stelle befindet, gibt es genug Richtungen, in die er sich ausbreiten kann. In Momenten unglaublicher Traurigkeit oder Freude kann er also sich in seinem Stimmumfang auf und ab bewegen, um uns zu zeigen, was er alles durchmacht.

Ich glaube auch, mit am interessantesten ist, dass er durch drei Kapitel seines Lebens geht.

A close up of Clive Rosfield

Wie hast du diese Entwicklung in deiner Darstellung eingefangen?

Unser Anfangspunkt war stets, dass nie etwas auf bestimmte Weise klingen musste - es musste nur echt klingen. Realität und Wahrhaftigkeit waren die zwei Sachen, auf die wir uns konzentrierten, und die Fantasy-Sachen kommen dann als Standard oben drauf.

Clive in seinen Dreißigern ist mir am nächsten, weil ich auch in den Dreißigern bin. Und da spielt ja auch der Großteil des Abenteuers, also fragten wir uns, wie wir diesen Mann für die frühen Kapitel jugendlicher machen könnten, aber immer noch real.

Für seine jüngere Version dachten wir also: "Oh, wir müssen erleben, wie dieser Mann bricht. Wir müssen erleben, wie er total zerstört wird." Es gibt da also so eine Überheblichkeit in seiner Stimme, wenn er jünger ist - er ist sehr gut gebaut. Er ist aber auch verkrampfter, weil er von den Regularion Rosarias sehr eingeschränkt ist.

Erst als er gebrochen ist, hören wir das in seiner Stimme. Wir beginnen also mit einem jungen, properen Clive, und reißen ihn dann auseinander und bringen dieses Gefühl hervor.


Was war die größte Herausforderung an seiner Darstellung?

Um ehrlich zu sein - diese Vorstellung von Verlust und Depression realistisch und wahrhaftig zu repräsentieren.

Auch wenn es sich um eine Story handelt, wo es Esper und Magie und derlei Dinge gibt, geht es doch wirklich darum, was geschehen würde, wenn die Menschheit in diese Welt versetzt würde. Clive ist ein Mann, der gewaltige Verluste in seinem Leben erlitten hat, und ich wollte sicherstellen, dass das nicht überdreht oder dämlich klingt.

Deshalb hatte ich das Glück, zurückgehen und mir die Sachen anhören zu können. Ich wollte, dass das, was wir bei den ersten Aufnahmen fühlten, auf das Spiel übertragen wird. Die größte Herausforderung war also, es zuzulassen, dass diese Verwundbarkeit organisch klingt.

Clive Rosfield using Zantetsuken

Es gibt natürlich nicht nur die dramatischen Szenen, sondern auch all diese Geräusche der Anstrengung - all die kleinen Stöhner und Schreie von Clive, wenn er unterwegs ist. Dieser Charakter wird mit ein paar heftigen Anstrengungen konfrontiert, wie bist du diesen Aspekt deiner Arbeit herangegangen?

Oh, das sind wahrscheinlich die anstrengendsten Sessions, die man haben kann, selbst wenn es nur um sowas wie leichte Stupser geht.

Eine Menge Synchronsprecher haben damit angefangen, sich in der Kabine selbst zu filmen, wenn sie Sachen wie Axtschwünge vertonen. Ich werfe einfach meinen kompletten Körper rein - ich wandere gerne in meiner Kabine herum, wenn ich solche Aktionen mache, ich muss es einfach. Du musst deinen Körper in Form bringen - dadurch musst du deine Lungen entwickeln, und dein Kehle muss in der Lage sein, um all das zu machen.

Und du musst jede Menge dafür geben. Es gab Zeiten, in denen die Regie sagte: "Clive macht einen Urschrei. Jetzt macht er einen lauteren Urschrei", und ich musste immer lauter und lauter und lauter werden. (lacht) Das war Furcht erregend, aber auch irgendwie spannend.

Und dann siehst du's in Aktion und denkst dir: "Oh, gut, ich klinge nicht lächerlich!" (lacht)

Du musst also wirklich alle Hemmungen fallen lassen - du kannst nicht zaghaft sein. Es gab Zeiten, da sagte ich zum Soundtechniker: "Regel den Sound runter, weil ich jetzt so richtig loslegen werde." (lacht)

Clive Rosfield

Du bist ja ein ziemlich großer FINAL FANTASY-Fan. Hast du einen Lieblingsteil?

Final Fantasy VIII. Okay, ich werde das mal relativieren. Das heißt nicht, dass ich all die anderen hasse oder sogar denke, dass es sich um den allerbesten Teil handelt. Aber es ist der, zu dem ich die stärkste Verbindung habe, weil es der ist, den ich als Erstes gespielt habe. Es ist das Spiel, das mich in diese Welt eingeführt hat, in diese Serie.

Für mich gab es ein Leben vor FINAL FANTASY und ein Leben nach FINAL FANTASY, und das begann mit VIII.

Aber ich könnte für so ziemlich jede Episode Partei ergreifen. Ich denke, dass sie alle über Aspekte verfügen, die total brillant sind. Mir war beispielsweise nicht klar, wie aufregend es werden würde, im REMAKE zu FINAL FANTASY VII zurückzukehren.

FINAL FANTASY VIII Remastered


Was hat dich an Final Fantasy VIII gepackt?

Nachdem ich ja noch nie zuvor ein Spiel wie dieses gespielt hatte, waren es die schieren Ausmaße. Ich konnte die Welt bereisen, all diese Biester fangen. Ich erinnere mich, dass ich all die Guardian Forces nach Pokémon benannte, weil ich zu der Zeit auch Pokémon Rot spielte.

Mein Vater stand immer auf Fantasy-Bücher und -Romane und ich hatte nie die Möglichkeit, die großen Wälzer zu lesen - die Robert Jordans dieser Welt. Dies war mein Weg in eine reiche, tiefe Fantasy-Welt, und so fühlte ich auch eine Verbindung zu meinem Vater.


Wenn du einen anderen Seriencharakter als Clive spielen könntest, welcher wäre das?

Hmm... Ich würde allzu gerne Balthier aus FINAL FANTASY XII spielen.

Balthier in FINAL FANTASY XII THE ZODIAC AGE


Ich sage das zwar, aber er wurde ja schon perfekt dargestellt - das Schauspiel von Gideon Emery ist legendär. Ich würde es, ich könnte es kein bisschen besser machen.

Aber ich finde einfach, dass Balthier so ein wundervoller Charakter ist - fröhlich, schwungvoll, aufregend. Er ist einfach ein draufgängerischer Held und er glaubt das auch von sich, er hat also viel zu bieten.


Nun gut, du musst dich einfach mit Clive zufriedengeben.

Ja, die Hauptrolle - wie schade. (lacht)

Jill Warrick

Hast du abgesehen von Clive einen weiteren Lieblingscharakter in FINAL FANTASY XVI?

Nun, mein Lieblingscharakter ist wahrscheinlich ein Spoiler, also...

Okay, ich müsste hier wohl Cid nennen, logischerweise, aber um ehrlich zu sein ist Jill mein anderer Lieblingscharakter im Spiel. Mit Susannah Fielding zu arbeiten, war jedes einzelne Mal ein Geschenk. Ihr Schauspiel ist so aufrichtig und brillant.

Ich denke, dass die Leute das in den Trailern und so bemerkt haben, aber Clive spricht anders zu Jill. Die meiste Zeit hat er diese bestimmte Persönlichkeit, aber wenn er mit Jill redet, lässt er alle Zurückhaltung sausen.

Szenen mit Jill zu machen, war immer so aufregend, weil wir diese Zärtlichkeit zeigen konnten, die man nicht wirklich hat, wenn er Gegner bekämpft oder Ifrit ruft.


Habt ihr die Szenen gemeinsam gemacht oder getrennt voneinander aufgenommen?

Zu Beginn habe ich gemeinsam mit den Leuten gearbeitet. Ich war also mit Ralph in der Kabine, und mit Suzie.

Und dann kam COVID. Und dann war es nicht mehr möglich, zusammen zu sein, aber wir bauten in den folgenden Aufnahme-Jahren auf den Beziehungen auf, die wir in den früheren Sessions entwickelt hatten - und das war großartig.

Und die Riege ist so wuchtig. Wir haben ja schon über die zentralen Hauptcharaktere gesprochen, aber selbst viele der NPCs, die man mit auf die Quest nimmt, werden von Leuten gesprochen, die man wiedererkennen würde - und die geben der Welt so viel Tiefe.

Ich erinnere mich daran, dass ich nach ein paar Jahren im Projekt diese Nebenquest machte, und ich musste aufhören und die Leute fragen: "Wer ist das? Das ist ein unfassbar witziger Charakter!"

Ich konnte also neben all diesen unterschiedlichen Figuren spielen, die so verschiedene Dynamiken hervorbringen, und dadurch findet man Clives Humor und seine Zärtlichkeit - all die spaßigen Sachen.

Clive Rosfield

Das hier war jahrelang Teil deines Lebens...

Eine lange Zeit, ja. Vier vielleicht?


Wie fühlst du dich, wo es jetzt da ist?

Es ist der Wahnsinn, weil es nicht mehr etwas ist, dass sehr privat und persönlich für mich ist. Das Publikum kann es sich nehmen und zu eigen machen. Hoffentlich nehmen sich die Leute Clive, Jill, Cid, Hugo, Benedikta zum Vorbild und erschaffen jede Menge Kunst, Cosplay, machen sie sich einfach zu eigen.

Ich werde es lieben, denn - was ich von meiner eigenen Beziehung zu FINAL FANTASY-Spielen weiß - die ganze Sache endet nicht mit dem Tag, an dem das Spiel erscheint. Es wird niemals enden - diese Geschichten haben bis heute einen Einfluss auf mich.

Ich freue mich also darauf, zu sehen, wie die nächsten zehn Jahre werden, denn ich konnte Teil dieses Pantheons von Charakteren sein, ihm meinen eigenen Stempel aufdrücken und sagen: "Dies ist, wie ich mir Clive vorgestellt habe. Und jetzt schnappt ihn euch - er ist jetzt euer."


Und zum Schluss: Was ist für dich der denkwürdigste Satz im Spiel?

Hmm ... Ich meine, die Leuten lieben aktuell ja "Komm zu mir, Ifrit!". Tatsächlich finde ich aber, dass die Zeile davor mehr Wucht hat.

Aber ich werde wohl trotzdem für den Rest meines Lebens "Komm zu mir, Ifrit!" auf Conventions sagen müssen. Wahrscheinlich gibt's dann sogar T-Shirts davon.

Aber ich werde es fröhlich für jeden ausrufen. (lacht)


Vielen Dank an Ben für seine Zeit. Ihr könnt mittlerweile selbst sein Schauspiel erleben, in FINAL FANTASY XVI, das jetzt für PS5 erhältlich ist.

Drei Editionen sind verfügbar:

FINAL FANTASY XVI Standard Edition (physisch und digital)

Phoenix und Ifrit

In dieser Edition steckt, wer hätte es gedacht:

  • Das komplette Spiel

Sie ist jetzt erhältlich:


FINAL FANTASY XVI Deluxe Edition (nur physisch)

Dieses Version des Spiels enthält:

  • Das komplette Spiel
  • Spezielles Clive Rosfield-SteelBook®
  • Stoff-Weltkarte von Valisthea (der Welt, in der sich die Story zuträgt)

Ihr könnt diese Edition im Square Enix Store kaufen:


FINAL FANTASY XVI Digital Deluxe Edition (nur digital)

Diese Edition enthält:

  • Das komplette Spiel
  • Digitales Mini-Artbook, in dem einige der umwerfenden Illustrationen aus dem Spiel zu finden sind.
  • Digitaler Mini-Soundtrack mit einer Auswahl unglaublicher Tracks von Komponist Masayoshi Soken

Ihr könnt diese Edition im PlayStation Store kaufen:


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