Octopath Traveler II - Osvald V. Vanstein

Ein Beitrag von Nils-Arne Steglich - 2. Gewinner unseres Community-Wettbewerbs: "Schreibt euren Reiseblog zu OCTOPATH TRAVELER II"
Von tuetae

Schweiß gebadet wie jeden Morgen erwachte ich durch das Geschrei der Wärter. Meine Umgebung war kalt und hart, doch roch ich wie immer nur Verbranntes. In meinem Kopf nicht das Geplapper meiner Mitgefangen der Insel Frigit. Es war mein eigener Schrei, der mir entronnen war, als ich alles verlor. Jener Schrei, der die Realität hatte verdrängen wollen, derer ich mir nur allzu bewusst war. Seit 1879 Tagen war jeder Morgen das Gleiche. Gefangen im Eis, doch im Innern die Hitze des um den Verstand bringenden Zornes. Harvey . . . Du wirst brennen wie mein erkaltetes Herz! Tief im Kern meiner Seele hatte der Schrei nie aufgehört, rief um mir jene zurück zu holen, die ich nie wiedersehen würde.

Heute sollte ein weiterer Schritt zu meiner Flucht erfolgen. Warme Kleidung durch Bale den "Versorger", um der kalten Witterung der Insel zu trotzen. Skrupel um der Erpressung Willen, die ich dafür benötigte, konnte ich nicht mehr empfinden. Außer des Hasses, dem Wunsch nach Vergeltung und der Sehnsucht nach meinen verstorbenen Lieben, gab es in mir nichts mehr, dass eine Regung hervorrufen konnte.

1880 Tage. Ruß in meiner Nase und keine Träne mehr, die ich noch hätte hervorbringen können. Rita und Elena die immer wieder in meinem Kopf erschienen, mit meiner Sehnsucht nach ihnen und unserem Leben. Trotz meiner einstmaligen Profession als Gelehrter war das Schürfen nach Kohle nichts weiter als eine Randerscheinung in meinem Alltag hier. Sie bereitete mir keine Probleme. Mein Verstand merzte alles aus, was nicht meiner Rache diente. Seit ich hier war, sog ich jede kleinste Information auf, um mir meinen Weg in die Freiheit zu bahnen. Ein Fluchtweg durch vergessene Tunnel und ein Schiff der Inspektoren und Wärter. Dem gewaltbereiten Leiter Davids mit der bevorstehenden Flucht Unannehmlichkeiten zu bereiten war auch nur ein Nebeneffekt, den ich willkommen hieß.

1881 Tage. Mein Geist raste. Ein Partner war unabdingbar zur Flucht. Ich ertappte mich dabei, wie ich Menschen untersuchte, als wären sie Werkzeuge. Ihre Geschichten und die Schuldigkeit meiner Mitgefangen interessierten mich nicht. Ihre Schicksale eben so wenig. So war es mir gleich, dass ein neuer Gefangener andauernd irre lachte, nicht weil er Schwachsinnig war, sondern aus Angst vor seinen Mitinsassen, die diese Verhaltensweise fern halten sollte. Traurig zwar, doch irrelevant... nutzlos. Anders als Emerald, der seinen Wert nicht nur dadurch bewies, dass er mir den Schlüssel zu meinem magieeindämmenden Knebel brachte. Was Rita von diesen Gedanken und Bewertungen gehalten hätte? Ob meine Tochter Elena Angst vor mir gehabt hätte? Feuer der Rache solche Gedankenfetzen.

Jener Emerald blieb bis zum Schluss mein größtes Rätsel. Wir trennten uns kurz vor dem Verlassen der Insel. Ich weiß nicht, was ihn dazu trieb, doch er wagte den Versuch mit dem gestohlenen Schiff zu fliehen, er setzte es in Brand und inszenierte mit diesem Opfer unser Beider Tod, wodurch ich frei von Verfolgern war. Was muss er in diesem Moment gedacht haben?

Dem Tode nahe erreichte ich den Strand des Festlandes und nur liebend gerne hätte ich mich im Jenseits in die Arme meiner Frau Rita gelegt, doch mein persönlicher Feldzug war noch nicht vorbei. Diese Wärme im Tode, konnte ich erst reuelos empfangen, wenn ich Harvey alles genommen hatte, wie er mir.


Dieser Reisebericht entstand im Rahmen unseres Wettbewerbs: "Schreibe einen Octopath Traveler II Reiseblog aus Sicht des von dir gewählten Abenteurers." Nils hat mit seinem Bericht den 2. Platz belegt.

Wir möchten an dieser Stelle allen danken, die uns einen Beitrag geschickt haben. Es ist uns nicht leicht gefallen, die Gewinner zu küren, denn alle Einsendungen sind mit ganz viel Liebe und Leidenschaft geschrieben worden und haben bei Weitem unsere Erwartungen übertroffen.

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